Über Mich


Skulpturen aus einer Bildhauerwerkstatt aus Leipzig



Real, eine Skulptur ist immer genau das. Diese ist da und existiert in der Realität als Gegenstand und kann diese Realität erweitern und oder auch vervollständigen. Dieses plastisch bildnerische Erzeugnis kann dabei alles mögliche Sein – abstrakt, gegenständlich, figürlich ja und vielleicht auch funktional. Es wird somit Teil dieser Existenz. Und so wirkt eine Skulptur immer anders als andere gestalterische Ausdrucksmittel, sie verortet den Rezipienten in Raum und Zeit, das plastische Zeugnis verlangt nach Dynamik, es stiftet den Betrachter zur Bewegung an, um allen Facetten seines Seins habhaft zu werden. Auch ist eine Interaktion möglich, oder eine Intensität dem Ding nahbar zu werden. Ob nun bei kleinen Arbeiten durch das Haptische oder bei großen skulpturalen Installationen durch Begehung, eine Art Eintreten in diese Kunst.

Als Kind begann ich in so eine Welt einzutreten. Ich erschuf Welten aus Baumhäusern, Höhlen, kleinen Gebäuden und Türmen, alle mit Tunneln und Brücken verbunden. In dieser Welt erfand ich allerlei Dinge und erste kreative, rein unfunktionale Gegenstände – man würde wohl von Skulptur sprechen, dies alles noch aus Holz und Stein und nicht bewusst, in dem Zustand künstlerisch tätig zu sein. Dieses Tuen sollte für viele Jahre einen großen Teil meiner Zeit in Anspruch nehmen und erstreckte sich über die gesamte mir zugänglich Umwelt. Dabei ärgerte mich zusehend, dass ich Holz sägen und Steine brechen konnte - nur dieses Metall wollte mir einfach keinen Zugang gewähren. So hatte ich schon früh mit etwa 14 Jahren, nach einigen autodidaktische Versuchen, den Wunsch Schmied zu werden, was ich dann auch nach meiner Lehre 3,5 Jahren später auch wurde.

Vieles von dem fantastischen, konstruktiven Wirken der ersten Jahre meines Seins sind vom Trivialen überschüttet worden.

Erst eine Neubesinnung durch einen Unfall, welcher für einen temporären Zeitraum andauernden jedoch totalen Gedächtnisverlustes erzeugte, führte mich wieder zu einem kreativen Schaffensprozess. Nichts, da war einfach nichts – mehr nur unbekannte Menschen, Orte, Situationen und Zustände. Vielleicht doch nicht, denn wie das mit dem Metall funktionierte, dass war noch da. Später nach mehr als 10 Jahren nach diesem Ereignis, kann ich sagen, dass ich bewusst Kunst, also Skulpturen, in diesem Kontext schaffe.

Das Medium Metall ist für mich kein Widerstand, diese Welt ist ein Widerstand. Mein Einwirken in dieser Welt ist lächerlich gering, jedoch in der Welt des Metalls, insbesondere Stahls, in meiner eisernen Welt bin ich Souverän, da bin ich Gott.

Stahl hat für mich nichts Kaltes, Lebloses, er wird unter Einsatz von enormer Energie erzeugt, diese Energie wohnt ihm immer inne. Aber auch das Vergängliche fasziniert mich, es ist ein fließendes Material, welches Zeit nur allzu leicht wieder in der Welt verteilt. Den Widerstand, den man diesem Medium zuordnet, lässt sich durch Geduld, Erfahrung und damit Können, brechen und es ergeben sich nur noch mehr Möglichkeiten.

Und diese Möglichkeiten mache ich mir nutzbar, diese statischen und  mechanischen Eigenschaften, die anderen Stoffen nicht zu eigen sind. Form und Größe sind nahezu unbegrenzt, dabei versuche ich mich nicht am Unmöglichen, ich weiß, was in diesem Medium zu bewerkstelligen ist!Es ist alles eine Frage der Ressourcen, der Techniken, die man einsetzen kann, ich bediene mich hier einer ganzen Bandbreite: das Schmieden mittels eines Maschinenhammers, hydraulischer Presse, Plasmabrennen, Pulsschweißtechnik und vieles mehr.

Diese universellen Möglichkeiten im Medium Stahl in Form und Größe, Statisch und Kinetisch, sind somit eine Notwendigkeit zum Ausdruck. Ich könnte nicht rein abstrakt oder figürlich auf die Unvollständigkeit beim Betrachten dieser Welt antworten. Die Art der Äußerungen verlangt auch nach unterschiedlichen Dimensionen, es braucht die Miniatur sowie den Giganten. Es sind mir differenzierte Optionen zur Antwort nötig. Dabei nutze ich das Medium direkt in seinem Charakter rein konstruktiv oder lasse den Stahl transformativ zu etwas Organischem werden. Es sind Metaphern, Allegorien gelegentlich Archetypen oder auch nichts davon. Oft erschaffe ich Formen, Teile oder Halbzeuge später dann kombiniere ich diese, es ist ein Baukasten, eine Art Schriftsatz, mit dem ich Metachiffren erzeuge, so schaffe ich mir einen Zugang zu Wirklichkeit. In meinem Schaffensprozess wohnt der Versuch der Vervollständigung meiner rein subjektiven Wahrnehmung der Realität inne, es ist eine Transformation vom Homo Faber hin zum Homo Ludens, ich erfahre in der kreativen Arbeit Freiheit, es entsteht eine vollkommene Realität.

Zum Ende dieser Suade möchte ich ein Zitat stellen, da es mich fortwährend bei meiner Arbeit begleitet und möglicherweise für die Rezeption meiner Arbeiten hilfreich sein kann.

„Think for yourself and question authority.“
Timothy Leary




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